Das hätte ich gerne vorher gewusst...
Als mein Sohn auf die Welt kam, dachte ich, ich bin top vorbereitet. Ich habe in meinem Leben schon immer viel gelesen, aber die Anzahl an Bücher die ich in meiner Schwangerschaft verschlungen habe, war schon rekordverdächtig. Und bis heute bin ich auch sehr froh, dass ich mich so gut vorbereitet habe, aber wie es dann wirklich ist, ist immer nochmal eine andere Sache. Ich hab auch die WickelWelt Community mal gefragt, was sie im Nachhinein gerne vorher gewusst hätten und euch 5 der häufigst genannten Themen zusammen geschrieben.
1. Das Windelfrei nicht OHNE Windeln bedeutet
„Dein Kind Trägt wirklich nie Windeln?“ „Doch am Anfang haben wir Stoffwindeln verwendet“ „Ach cool, sowas gibt es?“
So fing mein Windelfrei an, mit Stoffwindel Mietpaket und danach Abhaltewindeln. Erst mit 7 Monaten habe ich mich getraut, die meiste Zeit die Windel weg zu lassen. (Hier nochmal ein großes Dankeschön an meine Kollegin Roswitha aus Österreich, die mich da sehr bekräftigt hat) Trotzdem haben wir von Anfang an versucht, 100% abzuhalten und hatten nach kurzer Zeit auch wirklich nur 1 – 2 mal am Tag Pipi im Backup.
Klar kannst du bei Windelfrei deinem Baby auch einfach nie Windel anziehen, die Realität in unserer zivilisierten Gesellschaft zeigt allerdings, dass es für die meisten Eltern sehr viel inneren Stress bedeutet. Du kannst wunderbar 100% windelfrei machen und deinem Kind kann trotzdem 100% Windeln tragen. Orientiere dich an deiner Intuition, an deiner Wahrnehmung und am Timing und Standard Situationen und zieh dann einfach die Windel an und aus. Wenn ihr euch eingespielt habt, könnt ihr die Windel so oft weg lassen, wie es sich gut anfühlt. Zuhause frei strampeln lassen ist ja eh super, und vielleicht bekommt ihr dann auch ein besseres Gefühl für die Ausscheidungskommunikation. Aber macht euch keinen Druck, wegen einer Begrifflichkeit.
2. „Bist du schon fertig?“
Am Anfang müssen kleine Babys besonders nach der Nahrungsaufnahme sehr häufig. Dazu kommt, dass sie meist in mehreren Schüben ausscheiden. Du kennst das vielleicht selbst ein wenig vom großen Geschäft, dass manchmal nicht alles auf einmal kommt und du deswegen länger auf der Schüssel sitzt (oder zumindest kennst du irgendjemand, bei dem das der Fall ist :D)
Bei Babys ist es ähnlich. Wann sind sie denn nun fertig? Kommt doch noch was, oder haben sie keine Lust mehr? Ein Gefühl dafür zu kriegen kann etwas dauern und bis dahin habe ich mehr Zeit auf dem Töpfchen verbracht, als notwendig. Irgendwann hab ich aber gemerkt, dass mein Kind immer ein wenig in sich zusammen sackt, wenn es fertig ist, und das als Anzeichen genommen. Außerdem kann es auch einfach sein, dass er nach 5 – 10 Minuten wieder muss. Also habe ich mein Baby nach dem Ausscheiden direkt wieder auf die Wickeluntertlage gelegt und ein wenig gewartet, bald kam das nächste Signal.
3. Das Energie Erhaltung Gesetz
Ja, es ist erstmal ein Aufwand! Windelfrei muss erlernt werden, die Kommunikation muss verstanden werden. Und ja ganz am Anfang kann ein Baby wirklich oft machen.
Aber was ist passiert, wenn ich mal nicht nicht verstanden habe, dass er musste? Dadurch das Babys lange zurückhalten, bekommen sie Bauchweh. Was sie erst mit quengeln und mit zunehmendem Druck auch mit lauterem Schreien versuchen mitzuteilen. Als ich das raus hatte, konnte ich mir die Schreistunde sparen, indem ich frühzeitig mich ein paar Minuten mit meinem Sohn auf das Töpfchen gesetzt habe.
Und genau dieses Phänomen sehe ich sehr oft bei anderen Eltern mit ihren Babys. Ein übersehenes Ausscheidungsbedürfnis was dann zu ewigem rumtragen, schuckeln, X mal die Brust anbieten, ablenken usw. geführt hat, bis das Baby dann so voll ist, dass alles in die Windel geht.
Durch den kleinen Extra Aufwand den ich mit windelfrei betreibe, spare ich am Ende einiges an Zeit und Nerven.
Aber der wirklich Impact kommt wohl später. Windelfrei Kinder sind zwar nicht immer früher Trocken als vollgewickelte Kinder, aber meistens sind sie dies zuverlässiger. Sie entwickeln ein größeres Blasenvolumen und sie haben seltener Verstopfungen die zu Einnässen führen.
(hier findest du das Energie Erhaltungsgesetz von Nicola Schmidt noch genauer erklärt)
4. Dass Wolle so viel einfacher und praktischer ist als gedacht
Schafwolle als Kleidung habe ich erst in der Schwangerschaft kennen gelernt. Der Begriff Merino war mir zwar geläufig für teure Outdoor Kleidung, die man besonders waschen muss, aber was dahinter steckt, da hatte ich keine Ahnung. Über die Stoffwindeln bin ich dann auch zu Wolle-Seide gekommen und liebe diese Kleidung mittlerweile für alle Körperteile aller Familienmitglieder.
Aber am Anfang war es schon mega abschreckend. „Handwäsche“, „Fetten“, ja klar, ich hab ja sonst auch nicht genug zu tun im Alltag. Dass ich die Teile dafür nur einmal im Monat waschen muss, und das fetten genauso einfach wie Tee aufgießen ist, das hätte ich wirklich gerne früher gewusst.
5. Das komische Gefühl, wenn man anderen Babys ansieht dass sie müssen, und die Eltern damit nichts zu tun haben wollen
Das ist für mich fast „das Schlimmste“ am Windelfrei. Andere Babys zu sehen die schreien „Mama, ich muss mal, bitte bitte, es drückt so doll“, und die Gesellschaft, die diese Kompetenz für inexistent hält. Ich möchte hier niemandem einen Vorwurf machen! Jede Mama will das beste führ ihr Kind und hat vielleicht Angst ihm mit etwas „ungewöhnlichem“ zu schaden. Schließlich wickeln ja alle anderen, man ist selbst auch gewickelt worden und geschadet hat es ja auch nicht.
Aber du kannst es dir vielleicht vorstellen, wenn deine Oma in einem chinesischen Altenheim liege und Ruft „Schwester, bringen sie mich bitte auf die Toilette“, und die Pflegekraft ihr darauf hin Essen anbietet, den Fernseher anschaltet, ein Buch hinlegt, weil sie einfach nicht versteht, warum deine Oma sich beschwert. Das ist ein bedrückendes Gefühl.
Was kann dir da helfen? Vernetze dich mit anderen Windelfreieltern, im Internet oder vor Ort. An vielen Orten in Deutschland gibt es kostenfreie Windelfrei Meetups vom WindelFREIraum.
Ich hoffe diese 5 Punkte helfen dir in der Vorbereitung auf deine Mamazeit und geben dir etwas Mut, das mit dem Windelfrei wirklich auszuprobieren.
Wenn du mal unsicher bist, und etwas Unterstützung, Begleitung, oder einfach einen guten Ratschlag haben magst, dann kannst du dich jeder Zeit bei uns melden!
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