Wir dachten, wir sind gut vorbereitet...
Als wir dann endlich selbst unser lang ersehntes erstes Kind erwarteten, hab ich mich dann doch intensiver damit beschäftigt, da es sich zunehmend logisch und vor allem auch vom Umweltaspekt her unausweichlich anfühlte.“
(Vermeintlich) top vorbereitet mit selbst genähten Abhaltewindeln und einem Schwung Mulltücher starteten wir also ins Leben zu dritt. Im Wochenbett wurde uns dann allerdings schnell klar, dass wir uns längst nicht bereit dazu fühlen, da einfach viel zu viel neues auf uns einprasselte und die Vorstellung dazu noch auf das Ausscheidungsbedürfnis eingehen zu müssen, nahmen wir als zu große Hürde wahr. Was für ein Unsinn, im Nachhinein betrachtet! Mittlerweile weiß ich, dass man einfach durch die Prägung des eigenen Umfelds DENKT, das Thema Windelfrei sei für den Anfang einfach „zu krass“. Was leider die meisten (so wie wir damals) einfach nicht wissen:
Windelfrei bzw. Abhalten kann bei so vielen vermeintlichen Problemen, die einen davon abhalten es auszuprobieren, sogar helfen!
Also win-win, wenn man es macht, umgekehrt quasi Teufelskreis, wenn man es nicht macht (Thema „Bauchschmerzen und Koliken“ oder „Kind schreit und man weiß nicht, was man noch machen soll“ -> Abhalten!). Wenn wir heute Videos aus den ersten beiden Monaten anschauen, blicken mein Mann und ich uns vielsagend an, weil wir beide genau wissen: In dem Moment musste der kleine Wurm wohl eigentlich einfach nur ausscheiden 😀
So richtig begonnen haben wir also im 3. Lebensmonat, da mein Mann Elternzeit hatte. Und nach einer kurzen etwas holprigen Startphase klappte es auch gleich super gut. Fast jedes große Geschäft konnten wir abhalten und auch Pipi ging sehr oft ins Töpfchen. Zu Beginn haben wir normale Klamotten und eine Kombi aus Wegwerfwindeln und Stoffwindeln genutzt. Mit zunehmender Mobilität unseres Sohnes wurde das jedoch immer unpraktischer und wir haben uns dabei erwischt, wie wir aufgrund der Umständlichkeit das Abhalten seltener angeboten haben.
Was das Handling für uns dann wirklich nochmal auf ein ganz neues Level gehoben hat, war geeignete Abhaltekleidung (in unserem Fall ein Mix aus Abhaltebodys und Cowboyhosen oder normale Bodys seitlich geköpft und Cowboyhosen plus Abhaltewindeln). Dadurch wurde das Abhalten im Alltag nochmal deutlich vereinfacht und ist mittlerweile so selbstverständlich geworden wie das Erfüllen der anderen Bedürfnisse (Trinken, Schlafen, Spielen,…).
Heute können wir uns gar nicht mehr mit dem Gedanken anfreunden, dass man das Kind bewusst in eine Windel ausscheiden lässt und danach sauber wischt, es fühlt sich einfach so falsch an! Natürlich verurteilen wir niemanden, der einen anderen Weg wählt, aber es wäre so schön, wenn jeder zumindest von dieser Möglichkeit der natürlichen Säuglingspflege wüsste und somit ganz bewusst die Entscheidung dafür oder dagegen treffen kann und es nicht einfach nur mangels Wissen und aufgrund von Prägung durch Werbung usw. so handhabt, wie man es nunmal von Eltern, dem Freundeskreis usw. kennt.
Bleibt zu hoffen, dass Windelfrei/Abhalten/EC zunehmend an Bekanntheit gewinnt und es in Zukunft das neue „Normal“ wird :-)“
Alisa D.